Büro Dr. Hanke

Gemeinsame Presseinformation - Bessere Arzneimittelversorgung pflegebedürftiger Senioren

Innovationsfondsprojekt im Februar gestartet

Berlin, 16. Februar 2018. Stürze, Magenblutungen und Demenzen sind häufige Symptome oder Erkrankungen bei pflegebedürftigen Senioren. Zumeist werden diese dem Alter der Patienten zugeschrieben, tatsächlich aber oft durch Arzneimittel verursacht. Bis zu 30 Prozent der pflegebedürftigen Senioren in Deutschland leiden unter zu vielen Arzneimitteln und dadurch bedingte gravierende Neben- und Wechselwirkungen. Sowohl für die Patienten als auch für die Pflegenden ist dies eine große Belastung und bedeutet einen erheblichen pflegerischen und medizinischen Mehraufwand.

In Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen startet jetzt das Projekt „Optimierte Arzneimittelversorgung für pflegebedürftige geriatrische Patienten (OAV)“, das durch den Innovationsfonds des Bundes über drei Jahre mit 6,6 Millionen Euro gefördert wird. Ziel ist es, eine neue Versorgungsqualität in der Pflege zu etablieren, die diese gravierende Neben- und Wechselwirkungen nach dem Leitgedanken der Geriatrie „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“ messbar und erheblich senkt. Das OAV-Projekt basiert auf erfolgreichen regionalen Vorläuferprojekten, in denen die Herangehensweise bereits wissenschaftlich untersucht worden ist. Nun geht es um den Machbarkeitstest für eine zukünftige Regelversorgung in der Fläche. Projektpartner sind neben dem Konsortialführer AOK Nordost die Gero PharmCare GmbH, die IKK Brandenburg und Berlin, die VIACTIV-Krankenkasse, die Universität Witten/Herdecke, die Technische Universität Berlin und die Apothekerkammer Nordrhein.

Kernstücke der „Optimierten Arzneimittelversorgung für pflegebedürftige geriatrische Patienten (OAV)“ sind eine neue Form der Zusammenarbeit und ein klinisch geprüftes, EDV-unterstütztes Risikomanagement, das in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen gemeinsam mit den versorgenden Apotheken und Ärzten etabliert wird. Eine deutlich verbesserte Risikokommunikation zwischen den Beteiligten ist ebenso wichtig wie die gemeinsame interdisziplinäre Qualifikation. Neu ist, dass die beteiligten Pflegefachkräfte, Apotheker und Ärzte vor Ort eine duale betriebliche Ausbildung mit Hochschulanteilen der praktischen Geriatrie durchlaufen.

Für Pflegeeinrichtungen, die Interesse haben, an dem Versorgungsmodell teilzunehmen, erfolgt eine Ausschreibung. Geplant ist das Modell für insgesamt 96 Pflegeheime und ambulante Pflegedienste mit insgesamt 4.800 Patienten. Die gesundheitsökonomische Auswertung wird durch die Technische Universität Berlin durchgeführt. Während der Laufzeit des Versorgungsmodells werden Qualitätsindikatoren durch die Universität Witten/Herdecke entwickelt, die später einer Regelversorgung zur Verfügung gestellt werden.

 

 

 

 Weitere Informationen unter www.oav-geriatrie.de

Zitate

Hans-Joachim Fritzen, Leiter der Unternehmenseinheit Pflege bei der AOK Nordost: „Polypharmazie stellt ein erhebliches Problem bei pflegebedürftigen Senioren dar. Etwa 66 Prozent der unerwünschten Arzneimittelereignisse könnten vermieden oder zumindest verringert werden. Ein erfolgreiches Pilotprojekt von 2011 bis 2013 im Rahmen von careplus hat gezeigt, wie wirksam eine optimierte Arzneimittelversorgung sein kann. Mit der Optimierten Arzneimittelversorgung für pflegebedürftige geriatrische Patienten gehen wir nun einen Schritt weiter.“  

Dr. Frank Hanke, Geschäftsführer der Gero PharmCare GmbH und Projektleiter des OAV-Modells: „Die Arzneimittelversorgung für pflegebedürftige Senioren braucht eine grundständig neue Qualität, um Schäden bei Patienten zu reduzieren. In Zeiten des demografisch-digitalen Wandels muss Pflege vor Ort insbesondere von den Ärzten, Apothekern und Angehörigen, aber auch allen anderen Institutionen im Gesundheitswesen gestärkt werden. Dies geschieht in OAV durch eine neue Kultur der Zusammenarbeit und des Zuhörens, ein gemeinsames Bildungswesen, und eine klinisch evaluierte Software-Assistenz. Risiken senken, Pflege stärken und gemeinsam die Versorgung verbessern, dafür arbeiten wir.“